Exterior view of the Huf Polska plant in Tychy.
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Huf Polska: Führende Spezialisten für Herstellung und Lackierung von Auto-Türgriffen

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Huf Polska hat seit seiner Gründung eine beeindruckende Entwicklung vollzogen. Am 1. Oktober 2000 begann der polnische Standort als verlängerte Werkbank zur Unterstützung der Produktion in der Huf-Zentrale in Velbert. Heute ist Huf Polska der größte Huf-Standort weltweit und eine wichtige Säule im internationalen Fertigungsverbund des Automobilzulieferers. In den beiden hochmodernen Lackierereien erhalten täglich mehr als 100.000 Türgriffe einen farbenprächtigen Look.

Text: Michael Gorissen

Im Einklang mit der raschen Expansion der Automobilproduktion in Osteuropa in den 1990er Jahren und angesichts der Notwendigkeit, neue, wettbewerbsfähige Fertigungsressourcen zu erschließen, beschlossen die Eigentümer des Automobilzulieferers Huf, ebenfalls in Richtung Osteuropa zu expandieren. Die Wahl fiel auf Polen, wo große Automobilhersteller wie Volkswagen, Opel und – seit Langem – Fiat ansässig waren.

Zunächst mietete Huf ein Gebäude in Kattowitz an. In dieser Region waren bereits Branchen wie Bergbau, Papier­, Textil­, Maschinenbau­ und Automobilindustrie vertreten. Hier begann Huf mit der Montage von Schaltringen für Mercedes. Bald folgten weitere Projekte, darunter Lagerbügel für den Mercedes W210, Heckklappen­Schließsysteme und Handschuhfachschlösser.

Im Jahr 2001 baute das Team von Huf Polska eine Produktion mit sechs Montagelinien für Lagerbügel der 3er­Serie von BMW auf. Bis dahin war die Zahl der Mitarbeiter des Automobilzulieferers auf 26 gestiegen und die Produktionsfläche wurde zu eng. Um den Aufstieg von einer verlängerten Werkbank zu einer voll integrierten Produktion zu ermöglichen, fiel die Entscheidung, ein neues Werk in Tychy, 20 Kilometer von Kattowitz entfernt, zu bauen. Tychy war bereits der Kern eines Automobil­Clusters, da Fiat hier 1975 ein neues Werk zur Produktion des legendären Polski Fiat (Fiat 126p) eröffnet hatte.

Automobilzulieferer Huf Polska: Schneller Ausbau in Tychy

„Tychy ist eine attraktive Stadt mit einer langen industriellen Tradition. Hier können wir uns auf eine gute Infrastruktur sowie auf einen Pool qualifizierter Mitarbeiter stützen. Das ist einer der Gründe dafür, dass Huf Polska seit unserem Umzug in das neue Werk in Tychy im März 2003 so schnell wachsen konnte“, erklärt Krystian Irasiak, Leiter Human Resources bei Huf Polska. „Außerdem hatten wir von Anfang an eine hoch motivierte Belegschaft, die so einige Wunder vollbracht hat“, fügt er hinzu.

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In den vollautomatischen Lackierstraßen von Huf Polska erhalten täglich mehr als 100.000 Türgriffe einen glänzenden Look.

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Der Automobilzulieferer Huf Polska beschäftigt am Standort Tychy rund 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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Krystian Irasiak, Leiter Human Resources bei Huf Polska.

Eines dieser denkwürdigen Ereignisse war der Umzug des Automobilzulieferers von Kattowitz nach Tychy innerhalb von nur zwei Tagen. Zur Vorbereitung des Umzugs hatte ein Team nagelneue Kunststoff-Spritzgussmaschinen aufgestellt. „Das war ein großer Schritt für uns“, berichtet Tomasz Skrzyński, der 2001 als Qualitätsprüfer zu Huf Polska stieß und gemeinsam mit Kollegen aus Velbert neue Qualitätsstandards umsetzte. Inzwischen bekleidet er die Rolle als Head of Quality Engineering beim Automobilzulieferer Huf Polska.

„Das war damals eine ziemliche Herausforderung für uns. Wir waren das erste Unternehmen, das das neue Gasinnendruck-Spritzgießen (GID) in dieser Region einführte. Daher war die Rekrutierung von qualifizierten Mitarbeitern eine Herausforderung. Aber wir konnten sehr engagierte neue Mitarbeiter zu qualifizierten Fachleuten für diese Technologie ausbilden und so die Produktion in Übereinstimmung mit den hohen Qualitätsstandards der Huf­Gruppe schnell hochfahren“, sagt Tomasz Skrzyński.

Mit der Einführung des Spritzgießens wandelte sich Huf Polska von einer verlängerten Werkbank zu einem starken Mitglied des Huf-Produktionsnetzes, das Teile direkt an die Kunden liefert. Zu den ersten lieferbaren Produkten gehörten Türgriffe und Lagerbügel für die Ford­C1­Plattform (für Modelle wie Ford Focus und C­Max). Bald folgten Aufträge für den BMW E46 (3er­Serie), die Opel Gamma­Plattform (Corsa, Meriva, Tigra) sowie die Kia ED­Plattform (die erste Generation des Kia Ceed). Was mit einer Linie und fünf Maschinenbedienern begann, hat sich heute zu einem Spritzgießzentrum mit 40 Maschinen und einer dreistelligen Anzahl an Mitarbeitern entwickelt.

Huf Polska mit hervorragender Lackierkompetenz – insbesondere für Türgriffe

Um die Produktionskapazität von Huf Polska in Tychy zu komplettieren, installierte der Automobilzulieferer 2005 die erste manuelle Lackiererei. Angesichts der steigenden Nachfrage nach qualitativ hochwertiger Lackierung von Türgriffen, Antennengehäusen und anderen Teilen, bei denen perfekte „A­Oberflächen“ erforderlich sind, wurde Tychy 2008 mit einer ersten automatischen Lackieranlage und 2016 mit einer weiteren Anlage ausgestattet.

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Mariusz Prokop, Plant Director Operations bei Huf Polska (Bildmitte).

„Die Einrichtung der Lackiererei war in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung“, erzählt Mariusz Prokop, Plant Director Operations bei Huf Polska. „Neben der Berücksichtigung der Umwelt- und Sicherheitsaspekte ist auch die Beherrschung einer Produktionstechnologie auf höchstem Niveau erforderlich. Die beiden vollautomatischen Lackierereien bestehen aus dreistufigen Lackierstraßen mit insgesamt rund 760 Haltevorrichtungen. Die Linien werden automatisch auf verschiedene Materialien eingestellt (Grundierung und Basislacke auf Wasserbasis, Klarlack auf Lösemittelbasis). Alle Prozessparameter (wie Feuchtigkeit, Temperatur, Pinsel etc.) werden ständig kontrolliert. Die Prozessdaten werden visualisiert und gespeichert – ein entscheidendes Mittel zur permanenten Qualitätskontrolle“, erklärt Mariusz Prokop.

Vielfalt der Farben in Top-Lackierqualität

Ein gutes Beispiel, das die hohe Lackierkompetenz von Huf Polska untermauert: Die Lackiererei in Tychy ist eine der wenigen in Europa, die auch mit Liquid Chrome erstklassige Lackierergebnisse erzielt. Dieser Lack erzeugt zum Beispiel auf Türgriffen einen besonderen Spiegeleffekt. Die einzelnen Bauteile müssen hierzu sehr aufwändig vorbereitet werden – dabei kommt unter anderem eine spezielle Plasmabeschichtung zum Einsatz.

Trotz der damit verbundenen komplexen Produktionsabläufe kombiniert Huf Polska hohe Fertigungsmengen mit hervorragender Lackierqualität, die höchste Ansprüche erfüllt. Nur ein Beispiel: In der Lackiererei des Automobilzulieferers erhalten mehr als 100.000 Türgriffe einen im besten Wortsinn glänzenden „Teint“ – pro Tag. Jeder dritte Neuwagen aus Europa fährt mit von Huf Polska lackierten Türgriffen vor. Das Farbspektrum ist dabei enorm: „Mehr als 350 verschiedene Lacktöne sind möglich – inklusive unterschiedlicher Schattierungen“, betont Mariusz Prokop.

Breites Produktportfolio: Türgriffe, Dachantennengehäuse und Heckklappen-Schließsysteme made by Huf Polska

Ein Großteil der Produkte, die in den beiden hauseigenen Lackierereien einen attraktiven Look erhalten, wurden zuvor nur wenige Meter entfernt gefertigt. Denn Huf Polska produziert die gesamte Bandbreite an Türgriffsystemen für den europäischen Markt – angefangen bei klassischen Ziehgriffen bis hin zu modernen flächenbündigen Türaußengriffen. Die manuelle und auf Wunsch sogar automatische Ausfahrfunktion dieses nahtlos in die Fahrzeugoberfläche integrierten Systems steigert das Nutzererlebnis moderner Fahrzeuge.

In diese flächenbündigen Türgriffe – die Huf als Marktführer für nahezu alle Elektrofahrzeuge in Europa liefert – ist die komplette Palette an Sensoren integriert, wie zum Beispiel Druck­, kapazitive, induktive und NFC­ Sensoren. Dies belegt auch die hohe Elektronikkompetenz von Huf Polska. Das Produktionsportfolio umfasst auch Dachantennengehäuse und Heckklappen-Schließsysteme.

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Polnischer Huf-Standort überzeugt mit kontinuierlicher Verbesserung gemäß den Lean Management-Prinzipien

„22 Jahre nach unserer Gründung decken wir die gesamte Bandbreite der Wertschöpfung in der Produktion ab – vom Spritzguss über die Lackierung bis zur Endmontage. Darüber hinaus haben wir unser Know­how in der Werkzeuginstandhaltung und ­modifikation ständig weiterentwickelt. Schritt für Schritt erweitern wir unsere Kompetenzen, um unsere Position als einer der Eckpfeiler im Huf­Fertigungsverbund zu festigen“, resümiert Mariusz Prokop.

„Natürlich gibt es Raum für kontinuierliche Verbesserungen. Deshalb haben alle Mitarbeiter von Huf Polska die Lean-Prinzipien verinnerlicht und richten ihre Arbeit konsequent danach aus. Dabei haben wir Unterstützung aus allerhöchsten Kreisen: Einer unserer ‚Aktivposten‘ ist unser geschätzter Kollege Lukasz Paluch, der als Vice President Operations Strategy, Performance and Digitalization gemeinsam mit seinem Team weltweit für diese Funktionen verantwortlich ist. Mit ihm haben wir einen hervorragenden Sparringspartner vor Ort, um Verbesserungsmaßnahmen in der Produktion schnell zu identifizieren und umzusetzen sowie die Mitarbeiter entsprechend zu schulen. So haben uns zum Beispiel das ‚Levelling‘ und ‚Line Balancing‘ in der Produktion geholfen, die durch die COVID­19­Pandemie verursachten Herausforderungen zu meistern, da wir so die hohe Volatilität in der Hochlaufphase nach dem Lockdown überwinden konnten“, fügt Mariusz Prokop hinzu.

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Lukasz Paluch, Vice President Operations Strategy, Performance and Digitalization (Bildmitte), im Gespräch mit zwei Kollegen in den Produktionshallen des Automobilzulieferers Huf Polska.

Musikalischer Milk Run: Agatka bringt’s

Ein Beispiel für die leanen Produktionsabläufe bei Huf Polska: Alle 20 Minuten liegt im Shopfloor zwischen der Spritzgussfertigung und der Lackiererei Musik in der Luft. Dann kommt Agatka vorbei. Jeder kennt sie. Und jeder hört sie, noch bevor sie zu sehen ist. Denn auf ihrer Runde durchs Werk ist sie stets „singend“ unterwegs. Ihren Weg findet sie ganz selbständig mithilfe von Magnetstreifen auf dem Hallenboden.

Natürlich ist Agatka keine besonders musikalische Mitarbeiterin, sondern ein Automated Guided Vehicle (AGV). Dieses fahrerlose Transportfahrzeug übernimmt bei Huf Polska den sogenannten Milk Run: Agatka holt fertig produzierte Spritzgussbauteile ab, um sie zur nächsten Station zu bringen, und liefert gleichzeitig neue Pakete mit einzelnen Komponenten an.

Agatka beherrscht acht verschiedene Melodien. Ihren Namen verdankt sie übrigens der weiblichen Hauptfigur aus der in Polen in den 1960er Jahren sehr beliebten Kinderfernsehserie „Jacek i Agatka“.

Anders als ihre Namensgeberin, bei der es sich um eine naturgemäß sehr ortsgebundene Fingerpuppe handelte, ist Agatka bei Huf Polska ständig unterwegs. Auf ihren Touren durch die Werkshallen spult sie jeden Tag Kilometer um Kilometer ab. Klar, denn die Produkte des Automobilzulieferers sind weltweit stark gefragt und kommen in zahlreichen Modellen namhafter Fahrzeughersteller zum Einsatz. Die Auftragsbücher von Huf sind voll. Im Shopfloor von Huf Polska liegt also auch in Zukunft Musik in der Luft.

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Gestatten: Agatka. Das Automated Guided Vehicle (AGV) übernimmt beim Automobilzulieferer Huf Polska den sogenannten Milk Run.

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